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INDEX NR04

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Einst zog er mit seinem Leiterwagen von Dorf zu Dorf und verkaufte seine Schrauben. Heute ist der ehemalige Hauptschüler Professor und einer der reichsten Männer Deutschlands. Sein Weltunternehmen hat seinen Sitz in Künzelsau. Hier engagiert er sich sehr für die Region und ist zum Beispiel Sponsor von Jugendline. Sina Schneider und Susanne Jag im Interview mit Professor Dr. Reinhold Würth.

Spielen die Schulabschlüsse Ihrer Meinung nach eine große Rolle?

Ein guter Schulabschluss ist natürlich nie von Nachteil. Ganz klar. Ich würde Schulabschlussnoten nicht überbewerten, also für uns hier beispielsweise ist die Schulnote der jungen Leute, die sich für eine Lehrstelle bewerben einfach ein Hygienefaktor, würde ich mal sagen. Aber das ist nicht das, was entscheidend ist, ob jemand eine Lehrstelle bekommt oder nicht. Also uns ist es viel wichtiger, wir kriegen junge Leute mit einer gewissen Hohenloher Schlitzöhrigkeit, die einen Dreier im Zeugnis haben, als solche Einser-Abiturienten, die meinen, es muss ihnen jetzt schier gar zur Nase hereinregnen.

Welchen Beruf würden Sie heute ergreifen?

Ich würde wieder Kaufmann werden, ganz klar.

Wie viele MitarbeiterInnen habe Sie in Ihrem Unternehmen in Künzelsau?

So ganz auf die Nummer genau kann ich Ihnen das gar nicht sagen. Aber ich schätze, dass das so ungefähr dreieinhalbtausend sein müssten. 36 000 MitarbeiterInnen sind es weltweit.

Wie viele davon sind Auszubildende?

In Künzelsau sind es so ca. 80 Auszubildende jedes Jahr, von drei Jahrgängen sind es dann 240 bei der Würth KG. In ganz Deutschland sind es allein in diesem Ausbildungsjahr 396 Auszubildende.

In welchen Feldern ist Ihr Unternehmen tätig?

Wir sind ja hauptsächlich ein Handelsunternehmen im Bereich der Befestigungs- und Montagetechnik. Wir verkaufen über 50.000 verschiedene Produkte von Befestigungsmaterialien, von Schrauben, Werkzeuge, Klebstoffe, Dübel usw., was alles so dazugehört.

Welches sind die erfolgreichsten Arbeitsfelder?

Unser Unternehmen ist insgesamt sehr erfolgreich. Man kann sicher nicht sagen, das Feld war erfolgreich, das andere war nicht erfolgreich, sondern das geht quer durch.

Wie sehen Sie die Situation der Jugendlichen in Baden Württemberg, und haben sie berufliche Chancen?

Ja, mit Sicherheit haben die Chancen. Es sind im Jahr 2000 ja so viele Ausbildungsstellen in Baden Württemberg zur Verfügung gestellt worden, wie nie zuvor, und ich glaube nicht, dass jemand keinen Ausbildungsplatz bekommt, der wirklich einen will. Natürlich muss man bereit sein, von seinem Idealberuf abzuweichen, muss dann eben anstatt Automechaniker Chemielaborant lernen oder anstatt Kaufmann Automechaniker. Aber Lehrstellen stehen genügend zur Verfügung.

Was würden Sie sagen, war in Ihrer Jugendzeit anders als heute?

Ich meine, die Jugend hat heute genauso ihre Vorstellungen, Wünsche und Träume wie damals. Früher war der Traum halt Lokomotivführer, heute ist es der Pilot. Geändert hat sich natürlich hauptsächlich die Verhaltensweise der Jugend, wie die ihre Tage verbringen. Zu meiner Zeit, da gab es noch keinen Fernseher, da gab es kein Internet oder keinen Computer, nichts. Da hat man halt Karl May gelesen oder Edgar Wallace usw., und wenn ich heute die jungen Leute sehe, da gibt es manche, die haben keinen einzigen Roman gelesen. Welche Lebensqualität dadurch verloren geht, das wissen die jungen Leute heute gar nicht.

Woher nehmen Sie die Kraft, für Ihren bestimmt doch oft sehr anstrengenden Alltag?

Die Kraft nehme ich zunächst einmal aus dem Schlaf in erster Linie. Aber auch die Familie gibt mir viel, ich lese viel, und dann versuche ich auch einmal Urlaub zu machen, ganz klar.

Worin sehen Sie den Sinn Ihres Lebens?

Tja, also das ist sicher eine Frage über die man ein ganzes Tages- oder Wochensymposium abhalten könnte. Ich versuche eben nach dem Grundsatz zu handeln, ‚Tue recht und scheue niemanden‘ und nach dem ande ren Grundsatz ‚Was du nicht willst, was man dir tut, das füg‘ auch keinem andern zu‘, gell. Ich versuche, ein Leben als Staatsbürger zu führen, was für die jungen Leute vielleicht auch die eine oder andere vorbildhafte Komponente bringt. Gerade was meinen Arbeitseinsatz betrifft. Ich habe heute selten Arbeitsstage mit weniger als 12 Arbeitsstunden, meistens sind es 14 oder 16. Wenn sich die Menschen manchmal wundern, was da entstanden ist, dann kann ich schon sagen, dass ich bereits zwei Arbeitsleben hinter mir habe.

Was würden Sie jung und alt im Umgang miteinander raten?

Vor allen Dingen Toleranz. Ich meine, die These, wir waren viel besser als die jungen Leute heute, diese These vertrete ich nicht. Weil das ist immer so gewesen, seit Jahrhunderten, dass die Alten gesagt haben, das war früher alles viel besser. Also ich sehe auch bei unseren jungen Leute im Betrieb, bei den Auszubildenden, die wollen sich auch eine Karriere aufbauen, die machen mit, setzen sich ein, machen auch manche Überstunden. Ich glaube die heutige Jugend ist schon in Ordnung.

Sie haben einen behinderten Sohn. Was bedeutet er für Ihr Leben, was spielt er da für eine Rolle?

Das war bestimmt ein großes Unglück, Er war ganz normal und hat mit 6 Monaten eine 5-fach-Impfung bekommen, und da war eben der Keuchhustenimpfstoff nicht verträglich. Und dann hat er mit einem halben Jahr hohes Fieber bekommen, und das hohe Fieber hat dann sein Hirn geschädigt. Das war ein großes Unglück für die Familie, aber er verbringt auch heute alle Ferien bei uns. Er lebt heute in einem anthroposophischen Heim, ist da im Sommer im Garten in der Gärtnerei tätig, im Winter in der Töpferei. Er ist so ein lieber Kerle. Ich sage das auch heute noch oft, er wäre so ein toller Nachfolger geworden.

Haben Sie für Ihr Leben noch Träume und wenn ja, welche?

Ich habe keine großen Träume, aber ich würde gerne, wenn Gott mir die Gnade schenkt, meinen Beruf noch einige Jahre ausüben. Mein größter Traum ist, mehr Zeit zu haben. Mal ein Wochenende, wo ich keinen Termin habe. Mir fehlt Zeit. Andere haben Zeit genug aber kein Geld. Netto bleibt es im Grunde immer das Gleiche!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
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